Minimal invasive Chirurgie - maximal sanfte Chirurgie
Die minimal invasive Chirugie ist ein Schwerpunkt am Krankenhaus Bludenz.
Die minimal invasive Chirurgie, auch als maximal schonende Chirurgie oder sanfte Chirurgie bezeichnet, bringt für den Patienten im Vergleich zu herkömmlichen Operationsverfahren Vorteile.
Der postoperative Verlauf ist normalerweise schmerzarm, der Patient ist viel rascher mobilisierbar und das kosmetische Ergebnis ist besser. Auch die Langzeitfolgen, wie die Entstehung von Narbenbrüchen wird verhindert. Bei aller Euphorie über die Vorteile der minimal invasiven Chirurgie, muss aber die Sicherheit des operativen Eingriffes für den Pat. oberstes Gebot bleiben. Somit ist eine sorgfältige Indikationsstellung für die minimal invasiven Eingriffe notwendig. Eine sorgfältige Abwägungen ist in jedem Einzelfall bei minimal invasiven chirurgischen Eingriffen unerlässlich, Vor- und Nachteile werden mit dem Patienten vor der Operation besprochen.
Die derzeit an unserer Abteilung routinemäßig durchgeführten Eingriffe, sind im folgenden einzeln angeführt und kurz beschrieben. Die Entwicklung der minimal invasiven Chirurgie ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Wir bemühen uns regelmäßig um eine Erweiterung des OP-Spektrums und können zum Beispiel jetzt Ultraschalluntersuchungen im Inneren des Körpers während der Operation im Rahmen von diagnostischen minimal invasiven Eingriffen durchführen. Wir sind bemüht unser Instrumentarium, entsprechend der technischen Entwicklungen, auf dem neuesten Stand zu halten.
Unser Ziel ist es, unsere Patienten minimal invasiv und schonend zu operieren. Gleichzeitig ist aber die Sicherheit des Patienten bei jedem operativen Eingriff oberstes Primat.
Laparoskopische Cholecystektomie:
Dieser Eingriff, bei dem die Gallenblase über kleine Zugänge durch die Bauchdecke hindurch unter Kamerasicht auf einen Bildschirm kontrolliert, präpariert und schließlich über einen kleinen Arbeitskanal nach außen befördert wird, ist das am häufigsten durchgeführte minimal invasive Operationsverfahren. Die weitaus meisten operativen Entfernungen der Gallenblase sind auf diesem Wege technisch durchführbar. In Ausnahmefällen muss jedoch auch weiterhin konventionell (klassisch mit Schnitt) operiert werden. Dies ist z. B. bei ausgedehnten Verwachsungen, schwersten Entzündungen oder Vereiterungen der Gallenblase erforderlich.
Laparoskopische Fundoplicatio:
Der Eingriff, der bei mit Medikaments nicht mehr beherrschbaren Refluxbeschwerden oder auch als Alternative zur Vorbeugung einer lebenslangen Einnahmepflicht von Magensäure-hemmenden Medikamenten durchgeführt wird, ist heute ebenfalls fester Bestandteil des minimal invasiven Operationsspektrums. Bei diesem Verfahren werden über kleine Arbeitskanäle durch die Bauchdecke die beiden Zwerchfellschenkel, durch die die Speiseröhre in die Bauchhöhle hindurchtritt, aneinander angenähert und der oberste Teil des Magens (der sogenannte Magenfundus) um den Schlussteil der Speiseröhre plastisch gefaltet, um ein Zurückfließen von Magensäure zu verhindern. Darüber hinaus wird von diesem Eingriff erwartet, dass das Risiko der Entstehung eines bösartigen Tumors im unteren Teil des Ösophagus, welcher nach jahrelanger chronischer Refluxkrankheit häufiger beobachtet wird, deutlich reduziert werden kann.
Laparoskopische Sigmaresektion:
Die Entfernung des sogenannten Colon sigmoideum, eines Teils des Dickdarms, der im linken Unterbauch lokalisiert ist, ist häufig auf dem Boden einer sogenannten rezidivierenden Divertikulitis notwendig. Unter Divertikulitis versteht man die immer wiederkehrende Entzündung von kleinen Ausstülpungen, sogenannten Darmwandbrüchen, im betroffenen Dickdarmabschnitt, die zum einen zu einer Enge führen , jedoch auch bluten oder perforieren können. Bei diesem Eingriff wird ebenfalls über kleine Arbeitskanäle der erkrankte Dickdarmabschnitt mobilisiert und über einen kleinen Schnitt (etwa 4cm lang) im linken Unterbauch entfernt. Die Vereinigung der verbleibenden gesunden Darmabschnitte erfolgt dann im Inneren der Bauchhöhle mit automatischen Klammernahtgeräten. Auch ein kombiniertes Vorgehen mit offener Handnaht der Anastomose durch einen kleinen Unterbauchquerschnitt (sogenannter Pfannenstielschnitt), der unter der Schamhaargrenze liegt und später nicht mehr zu sehen ist, ist möglich. Andere Indikationen, bei denen dieser Eingriff sinnvoll ist, sind z. B. der Morbus Crohn und andere entzündliche Erkrankungen wie auch gutartige Tumore. Der Wert des rein laparoskopischen Operierens bei malignen Geschwülsten wird im Rahmen von klinischen Studien untersucht und kann daher noch nicht als Standard angesehen werden.
Laparoskopisch - assistierte Dünndarm- oder Dickdarm-Teilresektion:
Auch dieser Eingriff kann insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen für den Patienten aufgrund der wesentlich kleineren Schnittführung erhebliche Vorteile bringen. Wir führen heute die Entfernung von Dünndarmabschnitten oder Bereichen des Dickdarms oder auch die Resektion des Übergangs zwischen Dünndarm und Dickdarm (sogenannte lleozökalresektion) in geeigneten, d. h. nicht wesentlich voroperierten Fällen, laparoskopisch-assistiert durch. Hierbei wird der beschriebene Darmabschnitt, sofern er im Bereich des Dickdarms liegt, laparoskopisch mobilisiert und beweglich gemacht und kann anschließend über einen an geeigneter Stelle angelegten kleinen Hilfsschnitt vor die Bauchdecke herausluxiert und in konventioneller Weise entfernt werden. Die beiden Darmabschnitte werden, wie auch bei der konventionellen Chirurgie üblich, vor der Bauchdecke von Hand vereinigt.
Diagnostische Laparoskopie:
Die diagnostische Laparoskopie ist ein bereits seit langer Zeit eingesetztes bewährtes Verfahren, um ohne großen Bauchschnitt Einblick in die Bauchhöhle nehmen zu können und die inneren Organe genauer zu untersuchen. Sie kommt zum großen Teil bei unklaren abdominellen Beschwerden (z.B. bei jungen Frauen mit rechtsseitigen Unterbauchschmerzen unklarer Ursache) oder auch zur Stadieneinteilung bei bösartigen Tumoren in der Leber, des Pankreas und des Magens zum Einsatz. Neben der in Augenscheinnahme der inneren Organe können bei der diagnostischen Laparoskopie auch Gewebeproben zur Sicherung einer Diagnose entnommen werden. Bei Bedarf können auch durch Einbringung zusätzlicher Arbeitskanäle weitere Maßnahmen wie z. B. das Lösen von Verwachsungen bei entsprechenden Beschwerden durchgeführt werden.
Laparoskopische Appendektomie:
Die laparoskopische Appendektomie ( Entfernung des Blinddarmwurmfortsatzes) spielt in der Gesamtzahl der durchgeführten Eingriffe am Blinddarm zwar nur eine untergeordnete Rolle, sie kommt jedoch vor allem dann in Betracht, wenn trotz ausgedehnter Diagnostik rechtsseitige Unterbauchbeschwerden persistieren. Solche Beschwerden liegen häufiger bei jungen Frauen vor. Hierfür ist die laparoskopische Appendektomie ein geeignetes und schonendes Verfahren.
Laparoskopische Leistenbruch-Operation:
Die laparoskopische Leistenbruch-Operation durch Implantation eines Kunststoffnetzes in den Leistenkanal wird an unserer Klinik nur beim Rezidivbruch und/oder beim beidseitigen Leistenbruch durchgeführt. Neben der geringeren Rezidivrate gegenüber den konventionellen Verfahren ohne Netz ist kein Leistenschnitt erforderlich. Die spannungsfreie Rekonstruktion ist darüber hinaus in aller Regel schmerzärmer realisierbar als die konventionelle Leistenbruch-Operation. Diesen Vorteilen stehen die Nachteile des transperitonealen Zugangs (Zugang durch die Bauchdecken und die Bauchhöhle), potentielle Nervenirritationssymptome und Implantation von Kunststoffmaterial gegenüber. Auch dauert die Operation länger und die Kosten sind höher. Trotzdem kann sie in entsprechend ausgewähltes Fällen sehr sinnvolleingesetzt werden.
Laparoskopische Magenband-lmplantation:
Bei krankhaftem Übergewicht besteht die Möglichkeit durch Implantation eines anpassbaren Magenbandes auf minimal invasivem chirurgischen Weg eine drastische Gewichtsreduktion bei Vorliegen entsprechender Auswahlkriterien zu erreichen. Bei diesem Eingriff wird auf minimal invasivem Zugangsweg der Anfangsteil des Magens aus seinen Verwachsungen etwas herausgelöst und von einem weichen Kunststoffband umschlungen. Dieses Kunststoffband ist an ein Reservoir angeschlossen, welches in das Unterhautfettgewebe implantiert wird. Nach Abheilen der Wunden kann über direkte Röntgen-gesteuerte Punktion dieses Reservoirs das Magenband stärker oder weniger stark gefüllt werden und damit der übertritt von Speise aus dem kleinen Anfangsteil des Magens in den eigentlichen Magen reguliert werden. Patienten, die so behandelt wurden, zeigen bereits nach sehr geringer Nahrungsaufnahme ein ausgeprägtes und anhaltendes Sättigungsgefühl. Dies führt zu einer reduzierten Kalorienaufnahme und so zur deutlichen Gewichtsreduktion, welches sich je nach Ausgangsgewicht zwischen 20 und 60 kg bewegen kann. Das Magenband muss jedoch lebenslang belassen werden, da nach Entfernung in aller Regel eine erneute Gewichtszunahme eintritt. Trotzdem ist dieses Behandlungsverfahren für viele Patienten mit krankhaftem Übergewicht der letzte Ausweg, eine substantielle Gewichtsreduktion zu erreichen. Diese führt in aller Regel zu einer deutlichen Besserung der Begleiterkrankungen des Fettleibigkeit, wie Hypertonie, diabetische Stoffwechsellage, Arteriosklerose und Gelenk- oder Wirbelsäulenbeschwerden. Der Eingriff kommt nur für Patienten mit massivem Übergewicht und Begleiterkrankungen in Frage und unterliegt einer strengen Patientenselektion. Betroffene Patienten können sich über den Eingriff und mögliche Alternativen in unserer Adipositas-Sprechstunde jederzeit informieren lassen.
Sonderindikationen:
Die minimal invasive Chirurgie kommt neben den oben genannten Standardindikationen auch häufig bei Sonderindikationen in Einzelfällen zum Einsatz. So können z. B. Patienten mit einer Magenausgangsstenose auf dem Boden einer bösartigen Geschwulst von ein laparoskopischen Umgehungsverbindung zwischen Dünndarm und Magen profitieren und postoperativ weitgehend normal essen. Bei Erkrankungen des lymphatischen Systems oder bei unklaren Raumforderungen in der Bauch- oder Thoraxhöhle können kleinere Tumore entweder bioptiert oder, sofern dieses notwendig ist, auch komplett entfernt werde.
Gutartige Tumore, z. B. der Magenwand oder der Speiseröhrenwand oder kleine Geschwülste im Bereich der Lungen lassen sich ebenfalls auf minimal invasivem Weg elegant und schmerzarm entfernen.
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