Was sind eigentlich Hämorrhoiden?

Bei jedem Menschen finden sich im Enddarmbereich Gewebepolster, die reich an Blutgefäßen sind. Diese Gewebepolster sind für den Feinverschluß des Afters verantwortlich, d.h. sie unterstützen den Afterschließmuskel beim luft- und flüssigkeitsdichtem Verschluß. Diese Gewebepolster nennt man Hämorrhoiden, sie sind also natürlich und wichtig. Erst durch Bindegewebsveränderungen und einem Blutstau kommt es zum übermäßigem Anschwellen dieser Polster, die dann heraustreten oder bluten. Erst dann spricht man von einer Krankheit oder vom Hämorrhoidalleiden. Weitere Symptome, die auf dieses Leiden hinweisen sind Juckreiz, Nässen oder Hautausschlag im Afterbereich

Wie kommt es zu Hämorrhoiden?
Oft besteht eine erblich bedingt Bindegewebsschwäche . Wesentliche Ursache ist ohne Zweifel unsere Gewohnheit, sich zunehmend ballaststoffarm zu ernähren. Der Enddarm wird nur noch von kleinen Stuhlmengen gefüllt, die Darmwand wird wenig gedehnt und gleichzeitig verstärkt sich die Neigung, stark zu pressen,. Beides führt zu Druck auf die Blutgefäße im Darm und dadurch zur Stauung. Weitere Faktoren sind eine sitzende Tätigkeit. Schwangerschaft, Übergewicht wie aber auch spezielle Sportarten ( langes Fahrradfahren, Reiten, Gewichtheben). Da Abführmittel den Stuhlreflex "verwöhnen", tragen auch sie zur Hämorrhoidenausprägung bei. Zusammengefaßt handelt es sich also vorwiegend um eine Zivilisationserkrankung.

International hat man sich auf eine Stadieneinteilung der Hämorrhoidalerkrankung geeinigt:

Stadium 1:

Hämorrhoidenpolster ohne Hervortreten von Knoten mit Blutung

Stadium 2:

Spontanreposition der hervortretenden Knoten

Stadium 3: manuelle Reposition der hervortretenden Knoten
Stadium 4:

a) Knoten mit akuter Einklemmung und Thrombose

b) fixierter, fibrosierter Knoten

Was kann der Arzt gegen Hämorrhoiden tun?
Zunächst wird der Arzt eine Untersuchung veranlassen um andere Erkrankungen, insbesondere auch den Darmkrebs auszuschließen. Weiterhin können die Symptome durch entzündungshemmende Salben und Zäpfchen, durch Medikamente (Daflon) oder Sitzbäderzusätze( Kamille, Eichenrinde) gelindert werden. Zur definitiven Behandlung stehen dem Arzt folgend Möglichkeiten zur Verfügung:

Infrarotkoagulation
Bei dieser Technik wird mittels eines speziellen Gerätes Infrarotstrahlen auf die Schleimhaut gebracht und damit die Blutgefäße verödet und die Schleimhaut durch Narbenbildung an den darunterliegenden Muskel fixiert. Bei der zeitlimitierten Applikation entsteht an der Oberfläche eine Temperatur von ca. 100°C, in 3mm Tiefe bereits abgekühlt auf 60°C. Es entsteht ein Nekroseareal von 3mm Durchmesser und 3mm Tiefe. Behandlungsschmerzen treten in ca. 5%, Nachblutungen in 5 bis 10% auf. Therapieerfolge sind in ca. 90% zu erwarten .
Gummibandligatur
Bei der durch Blaisdell eingeführten und von Barron weiterentwickelte Technik wird oberhalb der Hämorrhoidalpolster die Schleimhaut durch ein Gummiband stranguliert. Der Schleimhautknoten fällt nach 8-10 Tage ab, das verbleibende Ulkus bewirkt eine Fibrosierung mit Fixation der Schleimhaut an die Unterlage. In 10% der Fälle ist mit Schmerzen zu rechnen, jedoch ist die Komplikationsrate gering

Sklerotherapie
Durch Injektion eines Sklerosierungsmittel (Blond`sche Lsg., 5%iges Phenolmandelöl und andere) unter die Schleimhaut wird eine Entzündungsreaktion ausgelöst, die zu einer Drosselung der arteriellen Zufuhr und zu einer Fixation auf die Unterlage führt. Die Lokalisation ist die selbe wie bei der Gummibandligatur. Bei inadäquater Injektion ist mit heftigen Schmerzen und ausgedehnten Schleimhautnekrosen zu rechnen.
Desweiteren sind allergische Reaktionen auf das Sklerosierungsmittel möglich.

Lasertherapie
Derzeit sind ND YAG- und CO²- Laser in Verwendung. Durch Photokoagulation wird eine Verödung der Gefäße und eine Fixation der Schleimhaut erreicht. Randomisierte Ergebnisse liegen noch nicht vor. Auch ist die breite Anwendung infolge der hohen Anschaffungskosten fraglich.

Kryotherapie
Mittels eines Kälteapplikators wird die Schleimhaut auf minus 168° abgekühlt. Es resultiert ein Thermalschock für die Gefäße im gefrorenen Gewebe mit daraus resultierender Nekrose in diesem Gebiet. Diese Methode gilt heute als obsolet, da ausgedehnte Nekrosen, Verengungen und Schließmuskelschäden als Komplikation beobachtet wurden.

Manuelle anale Dilatation
Bei dieser Technik nach Lord wird in Allgemeinnarkose der Analkanal auf 8 Finger aufgedehnt. Anschließend wird für eine Stunde ein Schaumstoffschwamm in den Analkanal platziert.
Wegen hoher Inkontinenzrate und Stenosen wird diese Technik heute als obsolet betrachtet

Andere

- Kältetherapie

- Heizsonde

- Monopolare Koagulationdiathermie

- Bipolare Koagulationdiathermie

Die sanfte Methode H.A.L. ( Hämorrhoiden-Arterien-Ligatur)
Bei dieser neuen Methode, die an unserer Klinik europaweit zuerst durchgeführt wurde, wird mittels eines speziellen Ultraschallgerätes die Blutgefäße zu den Hämorrhoiden geortet und können dann unterbrochen werden. Dies erfolgt in einer schmerzunempfindlichen Region des Analkanals. Dieser Eingriff kann sogar ambulant und ohne Narkose durchgeführt werden und die Erfolgsrate ist enorm hoch ( 95%) . Am nächsten Tag sind sie wieder arbeitsfähig
Die konventionelle chirurgische Hämorrhoidektomie nach Milligan/ Morgan, oder modifiziert durch Parks, eine Kombination aus Ligatur der zuführenden Gefäße und der eigentlichen Hämorrhoidenresektion, stellt bis heute die effektivste Therapieoption bei den Hämorrhoiden dar. Jedoch ist diese Methode mit einer stationären Behandlung und nicht selten mit postoperativen Schmerzen verbunden. Die Technik nach Longo muss mit seiner Schleimhautresektion („stapler- mucosektomy“) als mittelgradig invasiv, mit den Möglichkeiten entsprechender Komplikationen, eingestuft werden.
Jegliche Behandlung führt jedoch nur dann zu bleibendem Erfolg, wenn alles vermieden wird, was zur Entstehung neuer Hämorrhoiden führt:

Was kann man selbst gegen Hämorrhoiden tun?

Sie sollten:
sich viel bewegen, wandern; schwimmen; ggf. Gewicht reduzieren; keine Abführmittel einnehmen.
Essen Sie ballaststoffreich; Vollkornbrot; Müsli; Gemüse; Obst mit Schale (Birnen; Feigen; Rhabarber; Zwiebeln; Orangen; Sauerkraut) harte Eier; Milch; Kaffee:

Vermeiden Sie:
Weißbrot; Kuchen; Kekse; Schokolade; Teigwaren; Reis; Kartoffeln; schwarzen Tee; Kakao; Rotwein; Äpfel und andere Früchte ohne Schale.

Sofern Sie Ihre Ernährung nicht ausreichend darauf einrichten können (z.B. Essen in Kantine), so sollten Sie sich gezielt Ballaststoffe zuführen, wie z.B. Esslöffel der geschmacksneutralen Weizenkleie (allerdings ohne sogenannten "natürliche Abführmittel") oder (etwa kalorienreicher), frisch geschroteten Leinsamen (Reformhaus, Apotheke), den Sie zuvor in Wasser quellen lassen und entweder pur oder zu anderen Speisen wie Joghurt, Frikadellen, Suppen, Quark, Müsli beigemischt zu sich nehmen. Auch Milchzucker ist ein gutes Hilfsmittel, er süßt wenig. 15-30 g = 60-120 Kalorien pro Tag (2-4 Teelöffel) regen die Darmbewegung kräftig an und fördern eine günstige Darmbakterienbesiedlung.

Zusätzlich zu den Ballaststoffen sollten Sie unbedingt darauf achten, reichlich Flüssigkeit (1/4 pro Esslöffel Ballast zusätzlich) zu trinken.

Beim Stuhlgang (nehmen Sie sich hierzu Zeit!) immer starkes Pressen vermeiden!

Was kann man gegen Verstopfung tun? Was ist normal?
Der natürliche Stuhlgangrhythmus ist von Mensch zu Mensch verschieden und reicht von 3 x/Tag bis zu 1x/ alle 3 Tage. Auch kleine Verschiebungen können vorkommen. Jedes Abführmittel ist zu meiden, unter dem Deckmantel eines natürlichen, wie bei pflanzlichen Produkten, werden für den Darm schädliche und z.T. giftige Reizstoffe als Abführmittel angeboten, dazu zählen auch manchmal Blutreinigungstees und Darmpflegemittel! Ein vorübergehendes Aussetzen des Stuhl für 2-4 Tage vielleicht ein Völlegefühl und Missempfindungen oft nach Absetzen der Abführmittel muss in Kauf genommen werden. Ernähren Sie sich ballaststoffreich, wie oben beschrieben. Zusätzliche Maßnahmen, die Darmtätigkeit anzuregen: Morgens vor dem Frühstück: 1 Glas Fruchtsaft, ggf. mit 2- darin gelösten Teelöffeln Milchzucker oder 1 Glas gekühlten Sprudel mit Milchzucker, auch im Wechsel mit 1 Glas Buttermilch. Zum Frühstück schwarzen ungesüßten Kaffee, Grahm- oder Schrotbrot, frisches Obst nach belieben (außer Bananen) mit Schale. Möglichst Fußmarsch zur Arbeitsstelle einplanen, dabei langsam tief ein- und ausatmen. In hartnäckigen Fällen abends zusätzlich 1-2 Glas rohen Sauerkrautsaft trinken. Falls erste Stuhlportionen immer sehr hart, 15 Min. vor der Stuhlentleerung 1 Glycerinzäpfchen einführen.

Sprechen Sie sich aus darüber!

Wahrscheinlich hat jeder zweite Mensch Hämorrhoiden oder die Anlage dazu, welche zu bekommen. Trotzdem gibt es immer noch Hemmungen darüber zu sprechen. Das sollte in unserer aufgeklärten Zeit der Vergangenheit angehören. Gehen Sie beispielhaft voran: Motivieren Sie Ihre Familienangehörigen und Kollegen. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, ruhig auch zweimal, was Sie noch nicht klar wissen. Klären Sie andere darüber auf, welche Ernährung richtig ist.