Was sind eigentlich Hämorrhoiden? Bei jedem Menschen finden sich im Enddarmbereich Gewebepolster, die reich an Blutgefäßen sind. Diese Gewebepolster sind für den Feinverschluß des Afters verantwortlich, d.h. sie unterstützen den Afterschließmuskel beim luft- und flüssigkeitsdichtem Verschluß. Diese Gewebepolster nennt man Hämorrhoiden, sie sind also natürlich und wichtig. Erst durch Bindegewebsveränderungen und einem Blutstau kommt es zum übermäßigem Anschwellen dieser Polster, die dann heraustreten oder bluten. Erst dann spricht man von einer Krankheit oder vom Hämorrhoidalleiden. Weitere Symptome, die auf dieses Leiden hinweisen sind Juckreiz, Nässen oder Hautausschlag im Afterbereich Wie kommt es zu Hämorrhoiden? International hat man sich auf eine Stadieneinteilung der Hämorrhoidalerkrankung geeinigt: |
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Stadium 1: |
Hämorrhoidenpolster ohne Hervortreten von Knoten mit Blutung |
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Stadium 2: |
Spontanreposition der hervortretenden Knoten |
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Stadium 3: | manuelle Reposition der hervortretenden Knoten | ||||||||
Stadium 4: |
a) Knoten mit akuter Einklemmung und Thrombose |
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b) fixierter, fibrosierter Knoten |
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Was kann der Arzt gegen Hämorrhoiden tun? Zunächst wird der Arzt eine Untersuchung veranlassen um andere Erkrankungen, insbesondere auch den Darmkrebs auszuschließen. Weiterhin können die Symptome durch entzündungshemmende Salben und Zäpfchen, durch Medikamente (Daflon) oder Sitzbäderzusätze( Kamille, Eichenrinde) gelindert werden. Zur definitiven Behandlung stehen dem Arzt folgend Möglichkeiten zur Verfügung: Infrarotkoagulation Bei dieser Technik wird mittels eines speziellen Gerätes Infrarotstrahlen auf die Schleimhaut gebracht und damit die Blutgefäße verödet und die Schleimhaut durch Narbenbildung an den darunterliegenden Muskel fixiert. Bei der zeitlimitierten Applikation entsteht an der Oberfläche eine Temperatur von ca. 100°C, in 3mm Tiefe bereits abgekühlt auf 60°C. Es entsteht ein Nekroseareal von 3mm Durchmesser und 3mm Tiefe. Behandlungsschmerzen treten in ca. 5%, Nachblutungen in 5 bis 10% auf. Therapieerfolge sind in ca. 90% zu erwarten . |
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Gummibandligatur Bei der durch Blaisdell eingeführten und von Barron weiterentwickelte Technik wird oberhalb der Hämorrhoidalpolster die Schleimhaut durch ein Gummiband stranguliert. Der Schleimhautknoten fällt nach 8-10 Tage ab, das verbleibende Ulkus bewirkt eine Fibrosierung mit Fixation der Schleimhaut an die Unterlage. In 10% der Fälle ist mit Schmerzen zu rechnen, jedoch ist die Komplikationsrate gering |
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Sklerotherapie |
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Lasertherapie Derzeit sind ND YAG- und CO²- Laser in Verwendung. Durch Photokoagulation wird eine Verödung der Gefäße und eine Fixation der Schleimhaut erreicht. Randomisierte Ergebnisse liegen noch nicht vor. Auch ist die breite Anwendung infolge der hohen Anschaffungskosten fraglich. Kryotherapie Mittels eines Kälteapplikators wird die Schleimhaut auf minus 168° abgekühlt. Es resultiert ein Thermalschock für die Gefäße im gefrorenen Gewebe mit daraus resultierender Nekrose in diesem Gebiet. Diese Methode gilt heute als obsolet, da ausgedehnte Nekrosen, Verengungen und Schließmuskelschäden als Komplikation beobachtet wurden. Manuelle anale Dilatation Bei dieser Technik nach Lord wird in Allgemeinnarkose der Analkanal auf 8 Finger aufgedehnt. Anschließend wird für eine Stunde ein Schaumstoffschwamm in den Analkanal platziert. Wegen hoher Inkontinenzrate und Stenosen wird diese Technik heute als obsolet betrachtet Andere - Kältetherapie - Heizsonde - Monopolare Koagulationdiathermie - Bipolare Koagulationdiathermie |
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Die sanfte Methode H.A.L. ( Hämorrhoiden-Arterien-Ligatur) Bei dieser neuen Methode, die an unserer Klinik europaweit zuerst durchgeführt wurde, wird mittels eines speziellen Ultraschallgerätes die Blutgefäße zu den Hämorrhoiden geortet und können dann unterbrochen werden. Dies erfolgt in einer schmerzunempfindlichen Region des Analkanals. Dieser Eingriff kann sogar ambulant und ohne Narkose durchgeführt werden und die Erfolgsrate ist enorm hoch ( 95%) . Am nächsten Tag sind sie wieder arbeitsfähig |
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Die konventionelle chirurgische Hämorrhoidektomie nach Milligan/ Morgan, oder modifiziert durch Parks, eine Kombination aus Ligatur der zuführenden Gefäße und der eigentlichen Hämorrhoidenresektion, stellt bis heute die effektivste Therapieoption bei den Hämorrhoiden dar. Jedoch ist diese Methode mit einer stationären Behandlung und nicht selten mit postoperativen Schmerzen verbunden. Die Technik nach Longo muss mit seiner Schleimhautresektion („stapler- mucosektomy“) als mittelgradig invasiv, mit den Möglichkeiten entsprechender Komplikationen, eingestuft werden. | |||||||||
Jegliche Behandlung führt jedoch nur dann zu bleibendem Erfolg, wenn alles vermieden wird, was zur Entstehung neuer Hämorrhoiden führt: Was kann man selbst gegen Hämorrhoiden tun? Sofern Sie Ihre Ernährung nicht ausreichend darauf einrichten können (z.B. Essen in Kantine), so sollten Sie sich gezielt Ballaststoffe zuführen, wie z.B. Esslöffel der geschmacksneutralen Weizenkleie (allerdings ohne sogenannten "natürliche Abführmittel") oder (etwa kalorienreicher), frisch geschroteten Leinsamen (Reformhaus, Apotheke), den Sie zuvor in Wasser quellen lassen und entweder pur oder zu anderen Speisen wie Joghurt, Frikadellen, Suppen, Quark, Müsli beigemischt zu sich nehmen. Auch Milchzucker ist ein gutes Hilfsmittel, er süßt wenig. 15-30 g = 60-120 Kalorien pro Tag (2-4 Teelöffel) regen die Darmbewegung kräftig an und fördern eine günstige Darmbakterienbesiedlung. Zusätzlich zu den Ballaststoffen sollten Sie unbedingt darauf achten, reichlich Flüssigkeit (1/4 pro Esslöffel Ballast zusätzlich) zu trinken. Beim Stuhlgang (nehmen Sie sich hierzu Zeit!) immer starkes Pressen vermeiden! Was kann man gegen Verstopfung tun? Was ist normal? Sprechen Sie sich aus darüber! Wahrscheinlich hat jeder zweite Mensch Hämorrhoiden oder die Anlage dazu, welche zu bekommen. Trotzdem gibt es immer noch Hemmungen darüber zu sprechen. Das sollte in unserer aufgeklärten Zeit der Vergangenheit angehören. Gehen Sie beispielhaft voran: Motivieren Sie Ihre Familienangehörigen und Kollegen. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, ruhig auch zweimal, was Sie noch nicht klar wissen. Klären Sie andere darüber auf, welche Ernährung richtig ist. |
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